Schier Unglaubliches gibt es in der Pressemitteilung Einbrecherinnen unterwegs? der Polizei Bielefeld zu lesen, laut der eine 19-jährige Bewohnerin verdächtige Personen in einem Mehrfamilienhaus bemerkte:

Die 19-jährige verständigte zunächst ihre Mutter und suchte dann im Internet nach der Rufnummer der Polizei. Da die Polizei dadurch erst eine halbe Stunde später informiert wurde, verlief eine Nahbereichsfahndung ergebnislos. Die Polizei weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Polizei-Notrufnummer 110 hin.

Nun könnte man der jungen Dame zugute halten, daß das Verständigen der Mutter vielleicht etwas länger gedauert hat. Aber selbst dann hätte sie die Polizei schon einmal rufen können.

Außerdem weist die Polizei in der Meldung noch einmal auf die Notrufnummer hin; es scheint also, als hätte diese Internetrecherche nach der 110 – die eigentlich jeder kennen sollte, sei es aus Schule, Medien oder allgemeiner Teilnahme am Leben – sehr lange gedauert. Wenn auch ganz sicher keine halbe Stunde.

Also habe ich ausprobiert, wie lange man in Suchmaschinen nach der Notrufnummer der Polizei suchen muß. Zum Suchbegriff »notruf polizei« zeigt die erste Suchergebnisseite in Google.de, Startpage und Bing zumindest einmal irgendwo die 110 direkt an, in einem Seitentitel oder Auszug des Seiteninhalts.

Verwirrend könnte dabei sein, daß viele Treffer die 112 (Feuerwehr und Rettungsdienst, die aber natürlich auch die Meldungen an die Polizei weitergeben) auflisten. Außerdem werden bei meinen Suchanfragen mehrere Polizeibehörden anderer Länder und Städte wie Hessen, Berlin, Baden-Württemberg oder Köln angezeigt. Aber Nordrhein-Westfalen war immer dabei und die 110 ist als Notruf in jedem Bundesland gleich, wie man in den Suchergebnissen sieht. Je nach Personalisierung der Suchmaschinen (User-Tracking durch IP-Adresse, Cookies, Anmeldung, Übertragung der Standortinformation durch den Webbrowser) wäre das Suchergebnis noch lokalspezifischer ausgefallen. Außerdem hätte man eine konkretere Suchanfrage wie »notruf polizei bielefeld« oder »notruf polizei nrw« verwenden können, um größere Klarheit zu bekommen.

Man hätte also noch nicht einmal einen Suchtreffer anklicken müssen, die 110 ist sichtbar. Selbst mit einer langsamen Internetverbindung, langsamen Eintippen der Suchbegriffe und etwas Zeit zum Sichten und Verstehen der Suchbegriffe, sollte man die Notrufnummer der Polizei innerhalb einer Minute gefunden haben.

Aber vielleicht wollte die junge Dame explizit nicht den Notruf (110) wählen, sondern die normale Rufnummer einer Dienststelle? Eine Suche nach »telefon polizei bielefeld« listet in Google.de, Startpage und Bing zahlreiche passende Treffer, das Polizeipräsidium mit der Rufnummer 0521 545-0 ist jeweils unter den ersten fünf Einträgen.

Hier könnte es verwirrend sein, daß es in der großen Stadt Bielefeld mehrere Dienststellen mit mehreren Rufnummern gibt. Also vielleicht die Suche mit »telefon polizei brackwede« weiter einschränken? Der erste Treffer in allen betrachteten Suchmaschinen ist eine Auflistung der Bezirke, Ansprechpartner und Telefonnummern der Polizei Bielefeld. Hier sollte man als Anwohner wissen, ob man eher in Brackwede Nord, Süd oder Zentrum wohnt. Aber letztendlich sollte jede Rufnummer irgendwie – im Zweifel mit Weiterverbindungen oder Abwesenheitsansagen und Nennung von anderen Rufnummern – zu Hilfe führen.

Fazit: Eine halbe Stunde sollte die Recherche nach einer Telefonnummer der Polizei auf keinen Fall dauern. In ein, zwei Minuten geht das locker. Und den Notruf 110 sollte man wieso kennen.