Bis zur Amtseinführung (Inauguration) mit Amtseid im Januar erhält der im November gewählte Präsident (President-Elect) der USA viele Einführungen und Unterrichtungen in Angelegenheiten, die er wenig später als Präsident zu verantworten hat. Unter anderem zu:

  • Geheimdiensten mit
    • Überwachungszielen, zum Beispiel für Drohnenangriffe,
    • Überwachungsmethoden, etwa durch die NSA;
  • verdeckten Operationen (Covert Operations) im Ausland, zum Beispiel durch die CIA,
    • im Kampf gegen den Terror,
    • zur Unterstützung von politischer Opposition oder Rebellen, etwa durch Geld, Waffenlieferungen oder Ausbildung,
    • um zu Verhindern, daß Staaten in Besitz von Atomwaffen oder Atomwaffenträgern kommen,
    • mit Cyberangriffen auf Computer und Netzwerke;
  • Kampf gegen den Terror im Inland der USA, zum Beispiel durch das FBI und das Department of Homeland Security (DHS);
  • aktuellen militärische Operationen (etwa in Afghanistan) und Optionen;
  • atomaren Krieg.

Zum letzten Punkt erhält der gewählte Präsident umfangreiche Informationen kurze Zeit vor seiner Amtseinführung. Unter anderem zu Strategien und wie er die Befehle gibt – etwa mittels des Atomkoffers.

Der Atomkoffer – The President’s Emergency Satchel

Der US-Präsident (und zur Ausfallsicherheit auch der Vizepräsident) wird immer von einem bewaffneten Soldaten (einem von fünf Aide-de-camps) mit einem »Nuclear Football« genannten, 20 Kilogramm schweren, mit einer Antenne ausgestatteten Koffer begleitet, der Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten für den Atomschlag innerhalb weniger Minuten zu Verteidigungs- oder Angriffszwecken enthält.

Je nach Quelle gibt es unterschiedliche Angaben zum Kofferinhalt, der Top Secret ist; die folgenden halte ich für plausibel:

  • »Presidential Decision Handbook«, auch »Black Book« genannt, von etwa 75 Seiten mit unterschiedlichen Einsatzszenarien, in schwarzer und roter Tinte gedruckt:
    • Atomangriffe auf mögliche Gegner wie Rußland oder China,
    • deren militärische Stellungen und Führung, politische Führung, Wirtschaft;
    • geschätzte Todeszahlen zu diesen Szenarien, zum Teil über 100 Millionen Todesopfer;
    • vom Start eines einzelnen Marschflugkörpers (Cruise Missile) bis zu vielen Interkontinentalraketen (ICBNs).
  • Eine Kurzversion/Übersicht der Einsatzszenarien aus dem Black Book mit »Go Codes«, die entsprechende Angriffsszenarien kodieren. (Und zusammen mit der Authentifizierung des Präsidenten durch »Gold Codes« als Angriffsbefehl übermittelt werden.)
  • Ein sicheres Satellitentelefon.
  • Ein Manila-Umschlag mit acht bis zehn Seiten Anleitungen für das Warn- und Informationssystem Emergency Alert System der USA, mit dem – neben der normalen Nutzung zur Warnung vor Wetter- und Naturkatastrophen – der Präsident innerhalb von zehn Minuten eine Ansprache an die Bürger halten können soll.
  • Ein schwarzes Buch mit Auflistung von sicheren Orten, an die der Präsident (oder andere Mitglieder von Exekutive, Judikative und Legislative) in einem Notfall gebracht werden könnte. Außerdem eine Auflistung der Nachfolgeregelungen (im Todesfall von Präsident, Vizepräsident, Kabinettsmitgliedern usw.) und Notfallbefugnissen.

Entgegen einiger anderslautender Berichte befinden sich die eigentlichen Authentifizierungscodes für die Feststellung, daß der Befehl wirklich vom Präsidenten kommt, nicht im Koffer. Diese kreditkartengroße Plastikkarte, »The Biscuit« genannt, mit den angeblich täglich von der NSA neu erzeugten und an das Weiße Haus, das Verteidigungsministerium im Pentagon, das für Atomwaffen zuständige United States Strategic Command und das für luftfahrzeuggestützte ausfallsichere Kommunikation zuständige TACAMO verteilten »Gold Codes« trägt der Präsident bei sich. Unter diesen Codes befinden sich ungültige – der Präsident muß sich erinnern, welche Position die gültigen Codes haben.

Der Verteidigungsminister muß die Einsatzbefehle des Präsidenten bestätigen, er kann sie jedoch nicht ändern. Allenfalls der Vizepräsident könnte mit einer Mehrheit der Minister oder des Congress’ den Präsidenten für dienstuntauglich erklären.


Literatur