In der Lokalausgabe der Neuen Westfälischen Bad Oeynhausen las ich im Artikel »2016 wurden der Stadt 170 Flüchtlinge zugewiesen« vom 2016-08-23 auf Papier und im Web:

4.735 Flüchtlinge leben in Wohnungen im Stadtgebiet.

Was mich sehr gewundert hat, denn bei um die 50.000 Einwohner währen das neun bis zehn Prozent der Einwohnerzahl. Für mich ein sehr großer, unerwartet hoher Anteil.

Also habe ich mir im Bürgerinformationssystem der Stadt die im Artikel erwähnte Druckvorlage VO/16/0719 »Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern« für den Hauptausschuß herausgesucht und dort steht:

4. 735 Flüchtlinge leben in Wohnungen im Stadtgebiet. Seit Januar 2016 wurden insgesamt 242 Flüchtlinge in 74 Wohnungen untergebracht.

Man beachte den Weißraum / das Leerzeichen zwischem dem vierten Aufzählungspunkt und der eigentlichen Zahl.

Auch wenn ich die in Wohnungen lebenden Flüchtlinge (735) und die derzeit noch in Gemeinschaftsunterkünften wohnenden (303) zusammenrechne, komme ich nur auf 1038, was ungefähr zwei Prozent der Einwohnerzahl entspricht und deutlich besser passen dürfte.

Die Neue Westfälische wird also beim Kopieren und Einfügen aus der Druckvorlage den Weißraum, mit der die Tabelle erzeugt wird (die im HTML keine echte Tabelle (TABLE, TR, TD) ist, sondern Absätze (P), die gruselig mit SPANs und CSS layoutet werden), ignoriert haben, woraus aus »4. 735« dann »4.735« wurde. Sowas hätte beim Korrekturlesen, bei dem man doch wohl auch noch einmal Zahlen genau vergleicht, auffallen sollen.

Artikel der Neuen Westfälischen mit der Falschen Zahl 4735. Druckvorlage mit der richtigen Zahl 735 nach dem Aufzählungspunkt 4.

Damit ergibt sich dann mal ein ganz anders gelagerter Fall von »Lügenpresse« zum Thema Flüchtlinge – im Gegensatz zu den ansonsten von Faktenverweigerern geäußerten Verschwörungstheorien gegenüber Presse, Politik und Zivilgesellschaft: Die Lokalpresse hat also die Flüchtlingszahlen für Bad Oeynhausen als viel zu hoch (4,56-fach zu hoch!) angegeben …